Reiseberichte: Ostgrönland 2014

Rund Milneland im größten Fjord der Welt (05.08.2014 – 05.09.2014)

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Nach einem Jahr Arktisabstinenz geht es in diesem Sommer wieder in den Hohen Norden. Der Scoresbysund, das größte Fjordsysten der Welt, an der grönländischen Ostküste haben wir uns als Ziel vorgenommen. Von Ittoqortormiut aus wollen wir mit den Kajaks die Umrundung der Insel Milneland, eine ca. 600km lange Distanz, in Angriff nehmen. Bereits 2007 ist Markus in dieser Region erstmals unterwegs gewesen, musste damals wegen dichtem Packeis, die Umrundung aber abbrechen. In diesem Jahr kehren wir um einige Erfahrung reicher und mit einem Team aus erfahrenen Paddlern zurück. Gemeinsam wird uns der Weg vorbei an gewaltigen Eisbergen und schroffen Bergen, die sich fast senkrecht über 2000m aus dem Fjord erheben, zwischen Packeisfelder und Gletscherkanten hindurchführen in eine der letzten vom Menschen völlig unbewohnten Regionen dieser Welt. Mit etwas Glück begegnen wir dafür aber Narwalen, Moschusochsen oder dem König dem Arktis.

23.04.2014: Das Team 2014

Nachdem die Flüge inzwischen alle gebucht und unsere Übernachtungen in Reykjavik und Ittoqortormiut reserviert sind haben wir uns vor einigen Tagen zum ersten mal alle gemeinsam in Braunschweig zum Abstimmen der weiteren Planung getroffen. Nachdem wir in den letzten Jahren meist zu zweit unterwegs waren, ist dieses Jahr die Gruppe um zwei erfahrene Mitpaddler gewachsen.

17.05.2014: Energie sparen

Da es bislang auf dem Markt keine Töpfe mit Wärmetauscher gibt, die ein größeres Volumen als 3 Liter aufweisen hat Benno aus Teilen der Firma MSR etwas passendes für unsere 4 Liter-Töpfe gebastelt. Erste Vergleichsmessungen zeigen das wir damit knapp 30% beim Kraftstoffverbrauch einsparen können.

Damit sollte ein Käffchen extra wohl möglich werden.

27.05.2014: Die Flotte ist komplett

Neben den bereits grönlanderprobten Kodiak- und Barracuda-Booten von Prijon gesellen sich dieses Jahr ein Storm GT von Current Design und ein Tempest 165 von Wilderness Systems zu unserer Flotte. Wir vertrauen auch in diesem Jahr wieder auf Kajaks aus stabilem PE. Denn eine Beschädigung der Boote bei der Verschiffung oder während der Reise könnten das Abenteuer schnell scheitern lassen.

23.06.2014: Das Eis bricht langsam

Wie die Eiskarte vom 20. Juni zeigt bricht im Mündungsbereich des Fjords das Eis langsam auf. Die grüne Farbe bedeutet eine maximale Eisbedeckung von 40%. In diesem Bereich könnten wir mit den Kajaks schon durchkommen. Die gesamten grauen Flächen aber ist noch solides geschlossenes Eis über das es sich gut mit Hundeschlitten reisen lässt aber nicht mit dem Kajak. Noch sind es 45 Tage bis wir unsere Boote dort ins Wasser schieben wollen. Wir sind sehr gespannt !

29.06.2014: Dichtigkeitstest

Mit unseren neuen Palm Aleutian Trockenanzügen, die wir freundlicher Weise von Wassersport Kornau erhielten, konnten wir am Wochenende erstmals ausgiebige Funktions- und Dichtigkeitstests am Okerstausee durchführen. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den sehr angenehm zu tragenden Neoprenhalsmanschtten. Alle Schwimm- und Tauchversuchen konnten den Anzügen aber nichts anhaben. Somit sind wir für Grönland schon mal trocken, warm und schick gekleidet.

04.07.2014: Wasserdichte Spitzenbeutel

Da die auf dem Markt zu findenden Spitzenpacksäcke nicht unseren Vorstellungen bezüglich der Dauerfestigkeit entsprechen, haben wir uns zusammen mit Peter Jarmer von Helmi Sport Gedanken darüber gemacht, wie wir die Packsäcke so gestalten können, dass sie auch bei intensiver Nutzung und etwas härteren Bedingungen haltbarer sind. Herr Jarmer hat für uns dann Spitzenpacksäcke und einen wasserdichten Schutzbeutel für das zweite Gewehr, das wir an Deck führen werden, aus einem festeren Planenstoff auf Maß gefertigt. Der beim Einfädeln stark beanspruchte Spitzenbereich wurde extra verstärkt. Um einen guten Verschluss zu sichern ist im Rollbereich ein flexibleres Material verwendet worden. Da wir mit großräumigen Boten unterwegs sind wurde das Volumen so verändert, dass der Spitzenbereich im Bug und Heck optimal beim Packen genutzt werden kann und wir beim Tragen weniger einzelne Packsäcke haben. Wir werden über unsere Erfahrungen berichten.

14.07.2014: Die Boote werden gepackt

Am vergangenen Samstag trafen wir uns nun in Köln zum traditionellen Probepacken. Es wird Zeit denn in 5 Tagen gehen unsere Boote mit all unserer Ausrüstung bereits auf die Reise. Von Aalborg aus schippern sie im Bauch eines Frachtschiffes der Royal Arctic Line über Island hinauf bis nach Ittoqortoormiit. Dafür müssen wir aber all unser Equipment und die Verpflegung für 4 1/2 Wochen irgendwie in die Boote kriegen. Die Kartons und Kisten überragen zunächst die Boote bei weitem.  Doch nach mehrfachem ein und umpacken verschwinden am Ende doch neben unseren Zelten, Schlafsäcken und Kochgeschirr auch 30kg Spagetti, 12kg Pemmikan, 6kg Käse, 12kg Schokolade, 40kg Müsli, 1 kg Müsliriegel und 8 Rollen Toilettenpapier unter den Lukendeckeln. Mit bis zu 93kg sollten die Boote jetzt stabil im Wasser liegen. Aber wir wissen ja: mit jeder Mahkzeit werden die Boote leichter. Da schmeckt doch alles gleich nochmal so gut.

16.07.2014 Pumpenfriedhof

Beim Reinigen und letzten Funktionstest des MSR-Kochers musste ich leider einen Bruch des Pumpengehäuses aus Kunsstoff feststellen. Da dies bereits die dritte Pumpe ist die mir in den letzten 15 Jahren auf diese Weise gestorben ist, suchte ich beim Outdoorladen meines Vertrauens SFU in Braunschweig um Rat. Stefan Bode berichtete von ähnlichen Erfahrungen aber auch das er ein besonderes Kleinod sein Eigen nennt was er uns für die Expedition zur Verfügung stellen würde. Vor vielen Jahren hat jemand eine solche Pumpe aus Aluminium und Messing nachgebaut. Etwas schwerer aber dafür unzerstörbar. Dieses besondere Unikat, das von mir noch ein paar neue Dichtungen spendiert bekam geht jetzt mit uns auf die Reise.

18.07.2014: Die Boote gehen auf die Reise

Nach einer langen nächtlichen Autofahrt haben wir Aalborg erreicht und fangen, nach Klärung der Formalien, ca. 9:00 Uhr an die Boote für den Versand fertig zu packen. Fast das ganze Gepäck, welches wir auf unserer Expedition dabei haben, die Paddelsachen, die wir auf der Tour tragen werden und Verpackungsmaterial für den Rücktransport der Boote, sind zu verstauen. Gegen 11:00 Uhr ist alle gepackt und der Gabelstapler verschwindet mit unseren Booten in der Versandhalle. Hier werden sie später in Container verladen und gehen am 26.07.2014 auf die Reise nach Grönland. Die guten Stücke sollen planmäßig am 03. August auf Grönland eintreffen und wir sehen sie hoffentlich bei unserer Ankunft am 06.08.2014 in unversehrtem Zustand in Ittoqqortoormiit wieder.

05.08.2014 1. Stop Island

Nach einem dreiviertel Jahr Vorbereitung ist es nun endlich soweit. Um halb Acht sitzen wir zu dritt im Auto Richtung Hamburg und acht Stunden später setzt uns das Flugzeug in Reykjavik ab. Abends genießen wir die isländische Küche in einem Fischrestaurant am Hafen, bevor wir morgen in aller Frühe den Flieger nach Grönland nehmen.

06.08.2014 Fliegen und Ankommen

Wir verlassen Reykjavik mit einer kleinen Propellermaschine in Richtung Akureyri, von dort geht es mit einem noch kleineren 6-Personenflieger weiter. Bei bestem Wetter landen wir auf einer Schotterpiste in Nerlerit Inaat auf dem dortigen internationalen Flughafen, der aus 3 Baracken besteht. Planmäßig begrüßt uns eine Stunde später der Hubschrauberpilot Ole und weist uns unsere Plätze im Hubschrauber zu. Dann fliegt er uns über das türkisblaue Wasser des Hurry-Fjordes, aus dem hin und wieder ein großer Eisberg ragt, zum Heliport Ittoqqortoomiit. Wir schultern unser weniges Gepäck und laufen zum Guesthouse von Nanuk-Travel, das Markus von seiner ersten Reise kennt. Als wir später im Büro vorbeigehen, stellt sich heraus, dass von unseren beiden reservierten großkalibrigen Gewehren nur eines da ist. Es wird uns ein kleineres Kaliber angeboten, aber damit können wir im Notfall keinen Eisbären stoppen. Bis morgen soll das zweite Gewehr doch noch wieder auftauchen, wir sind gespannt. Vor dem Container des Supermarktes besichtigen wir unsere Boote und auf den ersten Blick sieht alles unbeschädigt aus. Erleichtert lassen wir sie noch in der Obhut des Ladens und gehen erst einmal einkaufen, kochen gemeinsam in unserer Guesthouseküche und lassen den Tag gemütlich ausklingen. Morgen geht es dann endlich aufs Wasser.

07.08.2014 Die ersten Paddelschläge

Punkt 8 Uhr stehen wir bei herrlichem Sonnenschein vor den Toren der Royal Arctic Line und nehmen unsere Boote in Empfang. Am nahen Strand beginnen wir das Gepäck zu sortieren und nach und nach in die Boote zu stopfen. Um 10 Uhr bekommen wir vom Nanu Travel Büro das noch fehlende Gewehr. Extra für uns ist jemand mit dem Motorboot die 50 Kilometer bis nach Constable Pynt gefahren, um es zu holen. Unter den aufmerksamen Augen von Einheimischen sortieren wir noch bis 14 Uhr, bis endlich alles seinen Platz in den Booten gefunden hat. Dann schieben wir bei Windstille und strahlendem Sonnenschein die Boote in das glasklare Wasser des Scoresby Sundes. Er fließt vorbei an den flachen Hängen der Roscoe Bjerge, die noch großflächig mit Schnee bedeckt sind. Bereits nach 3 Stunden beenden wir die erste Etappe, denn wir wollen noch die Ausrüstung und die Gewehre gründlich testen. Nach einem ersten ausgiebigen Spaghetti-Pemmikan-Gelage fallen wir gegen 23 Uhr in die Schlafsäcke.

08.08.2014 Die Geisterstadt

Schon um 6 Uhr brennt die Sonne auf das Zelt, sodass wir heute früh aufstehen und schon um 10 Uhr in den Booten sitzen. Nach einer dreiviertel Stunde legen wir in Kap Hope an einer verlassenen Siedlung an. Zwischen den verfallenen Hütten finden wir Ölfässer und Müll aller Art. In den Regalen des Supermarktes stehen noch 2 Flaschen Ketchup. Wir queren den 8 Kilometer breiten Hurry-Fjord und steuern trotz der Brandung den steinigen Strand an. Auch hier finden wir wieder viel Müll, den die Einheimischen auf ihren Jagdausflügen dort hinterlassen haben. Nach 25 Kilometer Fahrt entdecken wir einen kleinen Einschnitt, um unser Lager aufzuschlagen. Überraschend muss Bernhard feststellen, dass die Tagesluke in der Brandung vollgelaufen ist. Glücklicherweise haben die Müsliriegel keinen Schaden genommen. Beim Abendessen genießen wir den Blick über rieige Eisberge hinweg zu den steilen Bergen der Volquart-Boons-Kyst, während sich ein winziges Kreuzfahrtschiff hinter den Eisbergen seinen Weg bahnt.

09.08.2014 Moschusochsen und hohe Brandung

Bereits um 9:30 Uhr stehen wir heute am steilen Strand, um mit dem auflaufenden Wasser weiter ins Fjordinnere zu fahren. Über die runden Steine rutschen wir mit den Booten direkt in die ca. 1 Meter hohe Brandungswelle, die vor dem Ufer steht. Die nächsten Stunden geht es bei ruhigem, sonnigen Wetter vorbei an zahlreichen riesigen Eisbergen. In der Ferne hören wir mehrfach bedrohliches Knallen auf dem Eis. Auf den Anhöhen am Ufer tauchen einzelne Moschusochsen auf, die dort friedlich grasen. Nachdem wir ein weiteres Stück gefahren sind, werden die Hügel flacher und es gibt kaum noch Schneefelder. Mehrfach legen wir an, um einen Bach mit klarem Trinkwasser zu finden. Durch die vorgelagerten steilen Sandstrände müssen wir jedes Mal durch eine hohe Brandungszone fahren um ans Ufer zu kommen. Dabei kommt es zum ersten Mal zu einem nassen Ausstieg. Durch die hohe Düngung tagsüber und dem frischen Wind treibt es uns recht früh in den warmen Schlafsack.

10.08.2014 Hochsommer in Grönland

Der leichte Rückenwind, den wir am Morgen noch hatten, schläft gegen Mittag ein. Die Sonne brennt auf unsere Trockenanzüge sodass wir kräftig ins Schwitzen kommen. Auf spiegelglatter See geht es vorbei an bizarren Eisskulpturen, die in der Sonne glänzen. Nach dem Anlanden nutzen wir diesen grönländischen Hochsommertag für ein kurzes Bad in den eisigen Fluten. Beim Abendessen fallen die Mücken über uns her. Wir bereiten alles vor für einen frühen Start. Jeder bepackt sein Boot mit Müsliriegeln, Nüssen und Schokolade, denn morgen soll es 50 Kilometer hinüber zum Milneland gehen. Wir hoffen, das Wetter hält.

11.08.2014 Moschusochsen und Eisbär

Kurz vor acht Uhr sitzen wir in den Booten und lassen uns vom Ostwind in Richtung Milneland schieben. Das Barometer steigt sehr schnell und der Wind nimmt auf 4 Beaufort zu. Nach einer Stunde beschließen wir die Überfahrt abzubrechen, denn wir befürchten, in einen Sturm zu geraten. Wir kehren zurück zum Jameson-Land und lassen uns von dem kräftigen Südwind nach Norden treiben. Gegen Mittag sehen wir auf einer Anhöhe eine Herde von 6 Moschusochsen. Wir legen an, steigen aus und können die Tiere aus kurzer Distanz beobachten. Die Küste wird flacher und wir überqueren einige Bereiche mit Sandbänken. Als wir abends beim Kochen sitzen, läuft an unserem Strand im knietiefen Wasser ein Eisbär vorbei. Wir können ihn verjagen, doch nach einer halben Stunde sehen wir ihn, nur 100 Meter weiter nördlich, wieder am Ufer. Als wir näher kommen flüchtet er ins tiefe Wasser und schwimmt nach Westen in Richtung Milne-Land. Noch lange schauen wir ihm mit unseren Ferngläsern nach und hoffen, dass er nicht in der Nacht zurückkommt.

12.08.2014 …Eisberge…Eisberge…Eisberge…

Die Nacht blieb ruhig, der Eisbär hatte wohl anderes zu tun. Um 9 Uhr sitzen wir in den Booten für eine Etappe entlang des Jameson-Landes. Kleine bergige Hügel werde von kleinen Bächen unterbrochen und immer dichter liegen die Eisberge an der Küste. Bis zu 50 Meter hoch ragen die eisigen Giganten aus dem Wasser. Wir wähnen uns in einem riesigen Skulpturenpark. Ständig knackt und knallt es um uns herum und immer wieder sehen wir größere Abbrüche, die mit lautem Getöse ins Wasser stürzen. Neben einem breiten Bach ziehen wir nach 9 Stunden die Boote den Hang hinauf. Von unserem Lagerplatz aus haben wir einen fantastischen Ausblick auf hunderte von Eisbergen in allen Größen und Schattierungen.

13.08.2014 Durch dichte Eisberge nach Norden

Wir fahren heute auf dem Weg nach Norden vorbei an der Nordostbugt und zwischen ein paar Inseln hindurch bis zum Sydkap. Stundenlang paddeln wir durch die dicht beieinander liegenden riesigen Eisberge. Inzwischen setzt starker Westwind ein und zwischen den Eisbergen bildet sich hohes Kabbelwasser. Nach sieben Stunden erreichen wir die große Hütte am Sydkap. Vor dem Strand tummeln sich in den Abendstunden zwei Robben, denen wir vom Fenster aus zuschauen können. Zur Abwechslung bleiben mal die Zelte verpackt und wir genießen eine Nacht auf den Pritschen der Hütte.

14.08.2014 Pausentag am Sydkap

Am Morgen ist der Fjord mit seinen majestätischen Eisbergen in zauberhaftes Licht getaucht. Nach einer Woche durchgehender Paddelei beschließen wir, hier am nördlichsten Punkt der Reise, einen Ruhetag einzulegen. Wir nutzen die Zeit, um unsere Verpflegung zu überprüfen und neu zu sortieren. So türmen sich auf dem Tisch der Hütte Berge von Spaghetti, Müsli, Pemmikan und so weiter. Als alles neu verteilt ist, bleiben schon drei Packsäcke leer. Da Bernhards Boot in den letzten Tagen stark Wasser gezogen hat, suchen wir nach der Ursache. Zwei Schrauben am Skegschieber haben sich gelöst und dadurch den Wassereinbruch verursacht. Am Nachmittag machen wir eine Wanderung auf die Berge zu einem klaren Bergsee. Von hier oben haben wir einen weiten Blick in eine Lagune, in der Eisberge in türkisblauem Wasser schwimmen. Von den Bergen schiebt sich eine große Gletscherzunge bis in den Fjord. Auf dem Rückweg begegnen wir mehreren Polarhasen, denen wir uns bis auf wenige Meter nähern können. Für uns gibt es aber heute Abend wieder Spaghetti mit Pemmikan.

15.08.2014 Die Strapazen fordern ihren Preis

Gut erholt verlassen wir um 8:30 Uhr die Hütte am Sydkap. Bei leichtem Gegenwind geht es in Richtung Bäreninsel. Nach 3 Stunden erreichen wir einen ersten Strand, um dort Pause zumachen. Hier zeigt sich, dass die anstrengenden Tage ihre Spuren hinterlassen haben. Die akuten Gelenkprobleme von Bernhard, die sich bereits in den letzten Tagen abgezeichnet haben, sind trotz Pausentag und Medikamenten nicht in den Griff zu kriegen. So beschließt Bernhard, sich an dieser Stelle von der Gruppe zu trennen und zurück zum Sydkap zu paddeln. Von dort hofft er, mit einem Motorboot nach Ittoq zurückzukommen. Am Strand teilen wir unsere Lebensmittel und Ausrüstung neu auf. Wir verabschieden uns von Bernhard und paddeln noch 14 Kilometer weiter durch die steilen Berge der Bäreninsel. Nachdem wir das Lager aufgeschlagen haben, geht Elke den Hang hinauf, um nach Trinkwasser zu suchen und findet einen kleinen Bach. Beim Schöpfen sieht sie plötzlich eine Herde Moschusochsen am Hang gegenüber. Als das Leittier langsam zu ihr hinabsteigt, zieht sie sich doch lieber zurück. Nach dem Abendessen erreicht uns die beruhigende SMS von Bernhard, dass er wohlbehalten am Sydkap angekommen ist.

16.08.2014 Die Suche nach dem verlorenen Windschatten

Kurz nach 10 Uhr sitzen wir in den Booten und starten. In unserer kleinen, windgeschützten Bucht deutet alles auf einen entspannten Paddeltag hin. Als wir um die nächste Ecke biegen, schlägt uns ein kräftiger Westwind entgegen und im Fjord vor uns sind regelmäßige, weiße Schaumkronen erkennbar. Wir messen 5 Beaufort. Da wechselnde Winde angesagt waren, hoffen wir für den Nachmittag auf Wetterbesserung und machen in einer geschützten Bucht erst einmal 2 Stunden Pause. Als wir zur Querung des Öffjordes ansetzen, kämpfen wir gegen den noch immer vorherrschenden starken Westwind an. Wir hangeln uns von Eisberg zu Eisberg in der Hoffnung, dahinter im Windschatten etwas ruhigeres Wasser zu finden. Um die Eisberge herum ist das Wasser aber so aufgewühlt, dass wir dort keinen Schutz haben. Als wir das nördliche Ufer erreichen, nimmt auch dort der Wind nicht ab, sondern wir geraten in eine Leewalze, durch die das Wasser noch unruhiger wird. Nur 15 Kilometer stehen am Ende des Tages zu Buche, als wir auf einer kleinen Insel vor den steilen Wänden des Fjordes unser Lager aufschlagen.

17.08.2014 Camp am Gletscher

Kurz nach dem Start schwimmt eine riesige Robbe auf uns zu und beäugt uns aus wenigen Metern Entfernung. Seit ein paar Tagen beobachten wir, dass der Wind, der uns entgegenbläst, gegen Mittag zunimmt. Aus diesem Grund beenden wir die heutige Etappe bereits um 14 Uhr, da uns auf den nächsten 40 Kilometern keine Anlandemöglichkeit bekannt ist. Aus diesem Grund planen wir für morgen einen frühen Start um 4 Uhr, um das Schwachwindfenster für die lange Etappe zu nutzen. So haben wir am Nachmittag noch Zeit, eine Gletscherzunge zu besichtigen, die nur wenige Meter hinter unserem Camp endet. Aus einem riesigen Eistor ergießt sich ein breiter Gletscherbach ins Meer.

18.08.2014 Bei Windstille durch den frühen Morgen.

Mitten in der Nacht um 2 Uhr treibt uns der Wecker aus dem Schlaf. 2 Stunden später pünktlich um 4 Uhr sitzen wir in den Booten, während über uns die abnehmende Mondsichel leuchtet und der Himmel hellrosa glüht. Die Sonne geht bereits in 6 Stunden wieder unter, trotzdem ist es nachts nicht dunkel. Stellenweise ist sehr viel Brucheis auf dem Fjord unterwegs, das wir weiträumig umfahren müssen. Nach einigen Stunden taucht nur wenige Meter vor Elkes Boot ein Narwal auf und verschwindet wieder in der Tiefe. Hin und wieder streckt eine Robbe ihre Nase aus dem Wasser. Nach 10 Stunden und 40 Kilometern erreichen wir die Insel Storö und sind froh, dass es fast den ganzen Tag windstill und sonnig gewesen ist. Von unserem Lagerplatz, etwas 30 Meter über dem Wasser, haben wir einen zauberhaften Blick über die eisige Kulisse und schauen einigen Eisbergen beim Drehen und Zerfallen zu.

19.08.2014 Moschusochsen am Morgen

Nach der langen Strecke von gestern gönnen wir uns heute Ausschlafen bis 8 Uhr. Beim gemütlichen Frühstück auf unserer hohen Felsterrasse genießen wir Ausblick auf unzählige Eisberge auf dem Fjord und eine Robbe, die dort ihre Bahnen zieht. Als wir gegen Mittag die Boote bepackt haben und auf dem Felsen bereit zum Ablegen sind, rauscht urplötzlich eine Gruppe Moschusochsen nur wenige Meter oberhalb über die Felsen. Als der beeindruckende Leitbulle sich ein Bild von der Lage macht und uns auf kurze Entfernung beäugt, sprinten wir eilig zu den Booten. Auf dem Wasser kann sich der Wind nicht für eine Richtung entscheiden, so wechseln sich Rückenwind und Gegenwind mehrfach ab. Als der Öfjord breiter wird, überwiegt der Rückenwind, sodass wir mühelos eine kleine Insel südlich von Storö erreichen.

20.08.2014 Zwischen drei Gletschern

Wir folgen dem Rodefjord weiter Richtung Süden und passieren die Gletscherabbruchkanten des Rolige Brae-, des Westfjord-Gletschers und des Döde Brae. Vor allen drei Gletschern sammeln sich hier tausende von Eisbergen in allen Größen. Nie zuvor haben wir eine solche Dichte von Eisbergen hier in Grönland erlebt. Beim Anlegen sind wir froh, einen kleinen Strand zu finden, an dem keine ganz großen Eisberge in unmittelbarer Nähe sind. Zwischen all diesem Eis ist es kalt geworden an diesem Abend, zum ersten Mal in dem wir auf Milneland zelten. Mit einer Tasse Tee stoßen wir auf das heutige Bergfest an. Wir liegen gut in der Zeit. Nur 250 Kilometer trennen uns noch von Ittoq.

21.08.2014 Im Fönfjord nach Osten

Am Morgen liegen die Zelte im Schatten und wir messen innen 5°C. Die Außentemperatur beträgt 3°C. Aber die Eisberge liegen schon im Sonnenlicht und glänzen in immer neuen Formationen zu uns herüber und schon bald paddeln wir wieder durch die schönsten Skulpturen. Das Wasser ist spiegelglatt und glasklar und hin und wieder sehen wir Seeschmetterlinge vorbeischweben. Bald schon haben wir die Insel Rode und damit unseren westlichsten Punkt erreicht. Hier stauen sich im flachen Wasser haushohe Eisberge, an denen wir zügig vorbeipaddeln. Mit der Einfahrt in den Fönfjord lassen wir diese dichte Eiswelt hinter uns und richten uns nach Osten. Die südliche Küste ragt steil empor und ist von einer gewaltigen Eiskappe bedeckt. Auch das nördliche Ufer ist sehr steil , sodass wir noch 20 Kilometer bis zu einem breiten Flußeinschnitt paddeln. Beim Abendessen kommt ein Polarhase vorbei, der sich, nur etwa 10 Meter von uns entfernt, putzt und Gräser mümmelt. Später tauchen am gegenüberliegenden Bachufer zwei Moschusochsen auf. Hoffentlich bleiben sie die Nacht über auf der anderen Seite.

22.08.2014 Pausentag

Da wir so gut in der Zeit liegen, gönnen wir uns heute einen Pausentag. Bei sonnigen 12°C sitzen wir beim Frühstück, als vom Hang ein schreiendes Moschusochsenkalb herunterkommt. Da wir vermuten, dass die Herde nicht weit ist, geraten wir ein wenig in Aufregung und machen wir mit unseren Töpfen Lärm. Daraufhin zieht das Kalb weiter auf der Suche nach seiner Herde. Den Vormittag verbringen wir damit, bei dem Kodiak von Markus das Steuer zu reparieren, da ihm das Originalblatt gestern kurz vor unserem Lagerplatz abgebrochen ist. Wir machen eine kleine Wäsche und laufen dann das Tal hinauf bis zu einem spektakulären Wasserfall, der sich einen tiefen Canyon gegraben hat. Den Abend lassen am Lagerfeuer ausklingen.

23.08.2014 Mit neuem Steuer durch den Fönfjord

Wir starten zu einer Jungfernfahrt mit dem neu konstruierten Steuerblatt an Markus Boot. Beim Ablegen erhält er vorsichtig Starthilfe, damit das Kunststoffsteuer, das wir aus dem Deckel einer Brotdose gebastelt haben, keinen Schaden nimmt. Vor dem Wind zeigt sich, dass es sehr gut funktioniert und wir kommen gut voran. Auf beiden Seiten des Fönfjordes ziehen gletscherbedeckte Berge mit Höhen über 2000 Meter an uns vorbei. Unser Nachtlager schlagen wir in der Fönbugt auf, wo von allen Seiten viele glasklare Bäche von den Gletschern herunterkommen.

24.08.2014 Nächtliche Geräusche

Mitten in der Nacht poltert es laut an Bennos Boot direkt neben seinem Zelt. Blitzschnell sind wir alle wach und suchen im Regen und Halbdunkel nach der Ursache. Es ist nichts mehr zu sehen. Da Benno aber einen starken Gestank wahrgenommen hat, vermuten wir, dass der einzelne Moschusochse, den wir am Abend an unserem Ufer gesehen haben, uns einen Besuch abgestattet hat. Am Morgen regnet es immer noch und ein frischer Ostwind hat eingesetzt. Wir paddeln eine Stunde gegen den Wind an und beschliessen dann umzukehren, da der nächste Anlegeplatz 20 Kilometer entfernt ist. Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage Wind aus Südost an und so wettern wir heute ab. Gegen Abend hört der Regen auf und der Wind lässt deutlich nach. Ein gutes Zeichen.

25.08.2014 Vom Fönfjord bis Danmarks Ö

In der Nacht hat der Wind auf Südwest gedreht, sodass wir uns durch den Rest des Fönfjordes von Wind und Wellenschlag schieben lassen können. Als wir in den Rensund einfahren, schläft der Wind langsam ein und bei spiegelglattem Wasser erreichen wir die Nordküste von Danmark Ö. Zwischen den Schneefeldern finden wir einen kleinen Wasserfall mit klarem Trinkwasser für heutigen Abend. Als wir in einer niedlichen Bucht anlegen, werden wir schon von Schwärmen von Mücken erwartet. Während des Abendessens wandern wir über die Felsen am Ufer, um einen übermäßigen Blutverlust durch die lästigen Sauger zu vermeiden.

26.08.2014 Sonne über dem Kap Stevenson

Am Morgen regnet es und hunderte von Mücken tanzen auf dem Innenzelt. Nach dem Frühstück, das wir deshalb im Zelt einnehmen, hört es auf zu regnen und wir starten bei Winstille durch den Mäander des restlichen Rensundes. Als wir den offenen Fjord erreichen, können wir Kap Leslie, das Ziel für den übernächsten Tag, bereits in der Ferne sehen. Im Süden hebt sich majestätisch Kap Stevenson aus dem Meer empor. Wir queren ein paar flache Buchten, vorbei an gestrandeten Eisbergen. Einige Kilometer hinter der Mudderbugt finden wir einen flachen Strand mit Frischwasser zum Anlanden. Abends reißt die Wolkendecke auf und gibt den Blick auf die gletscherbedeckten Berge im Süden frei.

27.08.2014 Kurz vor der 50 Kilometer Querung

Für heute haben wir uns die letzten 13 Kilometer bis zum Kap Leslie vorgenommen, doch der Wetterbericht hat Wind in Böen 5 aus Ost, also Gegenwind, angesagt. Beim Frühstück briest der Wind auf 5 Beaufort auf, allerdings aus West. Wir sind etwas irritiert und zögern noch beim Starten. Als der Wind kurz danach wieder abflaut, fahren wir die letzten 13 Kilometer mit leichtem Rückenwind an zahlreichen kleinen Eisbergen und Sandbänken vorbei. Abends dreht der Wind wie angesagt auf Ost. Da als nächstes die 50 Kilometer lange Querung nach Osten Richtung Jameson-Land anliegt, müssen wir hier wohl abwarten, bis sich die Windrichtung wieder ändert. In 8 Tagen geht unser Flieger, daher drängt jetzt die Zeit.

28.8.2014 In 10 1/2 Stunden quer über den Fjord

Nach dem Ausschlafen stellen wir fest, dass der Wind doch wieder aus West weht. Entgegen des Wetterberichts von Gestern sagt der Wetterbericht von heute früh ebenfalls Westwind  mit 1-2 Bft voraus. Wir sind zwar spät dran, starten trotzdem wegen der günstigen Prognose gegen 12 Uhr Mittags. Der Rückenwind und eine Dünung von maximal einem Meter lässt uns gut voran kommen. Auf diesem Teil des Fjords sind jetzt viel mehr Eisberge unterwegs als zu Beginn unserer Reise.  Nach 10 1/2 Stunden erreichen wir im Dämmerlicht das Ufer des Jameson-Landes.  Da wir Frischwasser brauchen, legen wir an einem Flussdelta an und müssen die Boote und Ausrüstung noch 500 Meter durch das Watt schleppen. bevor wir auf einem Hügel die Zelte aufschlagen können. Erschöpft aber zufrieden liegen wir gegen halb Eins in den Schlafsäcken. Die Umrundung von Milneland ist uns gelungen. Wenn das Wetter stabil bleibt, werden wir in sechs Tagen und 90 Kilometern Ittoq auf eigenem Kiel erreichen.

29.8.2014 Pausentag

Nach dem Ausschlafen starten wir in den heutigen Pausentag. Der große Fluss, aus dem wir unser Wasser beziehen, wird bei Hochwasser stark mit Seewasser vermischt. Dementsprechend schmeckt unser Frühstückskaffee etwas brackig. Nach den Anstrengungen des gestrigen Tages ist der Appetit noch nicht wieder da, so dass wir zum Frühstück noch nicht wieder die gewohnten Mengen essen können. Den Tag verbringen wir mit kochen, sortieren der Ausrüstung und relaxen in der wärmenden Sonne, als plötzlich ein weißer Gerfalke hinter der Hügelkette auftaucht und direkt auf Benno zufliegt. Erst als Markus und Benno sich hektisch bewegen, dreht er ab, fliegt einen Meter über Bennos Kopf hinweg und verschwindet. Bei einem kurzen Strandspaziergang taucht etwa 20 Meter vor uns ein schwarzer Polarfuchs auf, der, als er uns wittert, sofort über die Hügel Reißaus nimmt. Am späten Nachmittag  gibt es Spaghetti mit Pemmikan. Danach sind alle wiederhergestellt.

30.8.2014 Treffen auf dem Wasser

Beim Starten ziehen wir die Boote 200 Meter über das Watt, bevor das Wasser tief genug ist,  um im Flussdelta zu starten. Bei bewölkten Himmel und leichtem Westwind geht es vorbei an zahlreichen Sandbänken und einmündenden Flüssen. Von weitem sehen wir drei Motorboote auf uns zuhalten. Als sie bei uns stoppen, stellt sich heraus, dass an Bord ein Schweizer und ein Isländer sind, die für eine Segeltour im nächsten Jahr hier recherchieren. Die Inuit erkundigen sich nach Eisbär- und Narwalsichtungen. Offensichtlich würden sie gerne jagen. Sie erzählen, dass die Wetteransage für Ittoq  am Montag Sturm angekündigt hat. Auf der Weiterfahrt verschlechtert sich die Sicht, Nebel zieht auf und es beginnt zu nieseln. Als wir Abend den Wetterbericht aufrufen, bestätigt sich die Sturmankündigung.  Für Morgen planen wir deshalb noch mal eine lange Etappe.

31.8.2014 Durch den Nebel zum Fangsthus

Der Tag beginnt, wie der Gestrige geendet hat: Es regnet. Den ganzen Tag hält sich leichter Westwind und die Wolken hängen bis zur Wasseroberfläche. Die Sicht beträgt nur wenige hundert Meter und nur ab und zu tauchen im Nebel schemenhaft einige Eisberge auf. Je weiter wir nach Osten kommen, desto stärker wird die Dünung und die Brandung am Ufer. Nach dreißig Kilometern steuern wir ein Fangsthus an.  Vor dem Strand müssen wir durch die zwei Meter hohe Brandung. Markus und Elke haben Glück und kommen unbeschadet an Land. Bennos Boot wird von einer hohen, steilen Welle angehoben, sein Bug unterschneidet, es gelingt ihm nicht, mit dem Heckruder das Boot auf Kurs zu halten. Er kommt quer und … Ratzepalltuf ! Glücklicherweise ist das Wasser schon flach, nicht ist passiert und nichts geht verloren. Als wir die Hütte erreichen, stellen wir fest, dass eine Wand möglicherweise von einem Eisbären aufgebrochen ist. Mit herumliegenden Brettern flicken wir das Loch, so dass wir den Abend und die Nacht in der kleinen, aber trockenen Hütte verbringen können.

1.9.2014 Im Sturm

Bereits in der Nacht beginnt der Wind um die Hütte zu pfeifen. Der angekündigte Sturm aus Nordost ist da. Als wir um  sechs Uhr die Tür öffnen, ist klar, dass heute kein Paddeln möglich ist Wir messen in Böen 9 Beaufort, das ist Sturm. Den Tag verbringen wir hauptsächlich mit schlafen und Wanderungen am Strand. Laut Wettervorhersage soll der Wind auch morgen noch anhalten. Unsere letzte Chance Ittoq und den Flieger pünktlich zu erreichen, wäre dann der Mittwoch.

2.9.2014 Die Zeit wird knapp

Wie erwartet, hält der Wind auch diesen Tag die ganze Zeit an. Wir messen noch immer 6 Bft. Am Vormittag nehmen wir Kontakt mit Nanuk-Travel auf.  Wir möchten mit Motorbooten abgeholt werden. Allerdings müssen wir unsere Boote dazu einen Kilometer über die Sandbank nach Westen ziehen, da dort die Brandung nicht so stark ist und Motorboote dort anlegen können. Tagsüber trocknen wir Zelte und andere Ausrüstung und bereiten uns auf die Motorbootfahrt vor. Wir hoffen, dass der Wind weiter abnimmt, so dass wir morgen Ittoq erreichen.

3.9.2014 Zurück in der Zivilisation

Eine Stunde benötigen wir morgens, um den verabredeten Punkt am Westende der Sandbank zu erreichen. Gegen 10:30 Uhr tauchen am Horizont zwei kleine Motorboote auf. Auf unserer Höhe schauen sich die Fischer die Brandungszone an, fahren noch ein Stück weiter und kommen wieder zurück. Da die Fischer sich nicht zumuten wollen, hier anzulanden, signalisieren wir, dass wir zu ihnen raus paddeln. Wir kommen gut, wenn auch nass, durch die etwa einen Meter hohe Brandung und steigen dann aus den Kajaks in die schwankenden Motorboote um. Als die vollbeladenen Kajaks auf die Motorboote gezogen und dort verzurrt sind, beginnt ein heisser Ritt über die immer noch hohen Wellen. Im Hurry Fjord sind wir froh, dass wir nicht versucht haben, die letzten 30 Kilometer zu paddeln, denn hier sind die Wellen noch gut zwei Meter hoch und der starke Wind lässt viele Wellen brechen. Immer wieder krachen die Boote tief in die Wellentäler hinein und wir hoffen, dass sowohl Kajaks und Ausrüstung als auch wir die Fahrt gut überstehen. Nach einigen Stunden kommen wir völlig durchgefroren  an.  Im gut beheizten Gästehaus wärmen wir uns bei einem Tee erst einmal auf. Hier treffen wir Bernhard wieder, der bereits seit einigen Tagen zurück ist. Wir beginnen erst einmal die Boote auszuräumen, die Ausrüstung zu trocknen und alles für die Rückverschiffung vorzubereiten. Den Abend und das Ende dieser Reise feiern wir mit einem festlichen Fischessen das uns Bernhard kocht und einem Glas Rotwein.

Fazit

Inzwischen sind wir wohlbehalten, wenn auch übermüdet zu Hause wieder angekommen; Zeit für ein kurzes Fazit!

4 1/2 Wochen spannender Abenteuer liegen hinter uns. Bis auf wenige Ausnahmen hat es das Wetter sehr gut mit uns gemeint und so konnten wir Milneland erfolgreich umrunden. An 21 Tagen saßen wir im Boot und legten eine Gesamtstrecke von 550 km zurück. Wir durchquerten eine der spektakulärsten Landschaften Grönlands mit tief ausgeschnittenen Fjorden, steil emporragenden, schneebedeckten Berghängen und ungezählten Gletscherzungen, die tausende von Eisbergen in den Fjord kalben. In der völlig menschenleeren Region konnten wir unglaublich viele Herden von Moschusochsen beobachten, den Polarhasen beim Spielen zusehen, Polarfüchse bei der Jagd zuschauen und einen Eisbären direkt am Lager erleben.

Nach dieser kräftezehrenden Tour liegt nun das Sortieren und Bearbeiten von tausenden von Fotos und hunderten von Filmausschnitten vor uns. Die einzelnen Blogbeiträge haben jetzt auch nachträglich Bilder bekommen, denn das Versenden von Bildern über Satellitentelefon ist technisch aufgrund der geringen Übertragungsraten nicht möglich. Ab Januar 2015 werden wir mit dem Vortrag zu diesem Abenteuer unterwegs sein. Termine s. http://www.icekayaking.com

 

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